Der Tod auf steilem Berge

Donnerstag, 5. Dezember 2019 spricht der Bremer Rechtshistoriker Prof. Dr.  Christoph Schminck-Gustavus  um 19 Uhr in der Cohn-Scheune. In einem Bildervortrag stellt er die Ergebnisse seiner Recherchen über die juristischen Verfahren der Nachkriegszeit gegen die NS-Richter vor, die den Tod von Dietrich Bonhoeffer und Klaus von Dohnanyi zu verantworten hatten.

Der Tod auf steilem Berge“ ist der Titel seines Vortrages. So beginnt ein Gedicht, welches Bonhoeffer unmittelbar nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 geschrieben hat. Auf einem solchen „steilen Berg“ liegt das KZ Flossenbürg, wo Bonhoeffer am 9. April 1945 ermordet wurde.

Hans von Dohnanyi war ein Schwager Bonhoeffers. Beide waren im Gestapo-Hauptquartier in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße inhaftiert, beide wurden von denselben NS-Richtern in einem Scheinverfahren zum Tod verurteilt. Dohnanyi starb im KZ Sachsenhausen, ebenfalls am 9. April 1945.  (Fotos:  Bonhoeffer im Gefängnis Tegel 1943; Hinrichtungsstätte Flossenbürg 2015 © Schminck-Gustavus)

Stolpersteine für Oscar und Robert Alexander

Seit 1821 lebte die jüdische Familie Alexander in Visselhövede. Jacob Meyer Alexander war der Bruder der Ehefrau Esther von dem Rotenburger Isaak David Cohn. Jacobs Sohn, Martin Alexander wurde 1872 zum Bürgermeister von Visselhövede gewählt, sein Porträt hängt im Rathaus der Stadt. Sein 1881 geborener Sohn Oscar verließ Visselhövede und wurde  nach dem Ersten Weltkrieg langjähriger, erfolgreicher Direktor der Rheuma-Heilstätte, später Kuranstalten von Bad Bramstedt. Am 25. Oktober 1942 wurde er in Sachsenhausen ermordet. Sein Sohn Robert konnte 1938 noch rechtzeitig nach Kolumbien fliehen. Er verstarb dort 1990. Seine beiden Töchter leben inzwischen wieder in Deutschland und stehen in Kontakt zu den Wohnorten ihrer Vorfahren.

Am 21. November d.J. verlegte Gunter Demnig die beiden Stolpersteine vor dem Haus Oscar-Alexander-Straße 24 auf Anregung der Stadtverordnetenversammlung von Bad Bramstedt.

Gunter Demnig hat seit 1992 etwa 75.000 Stolpersteine in mehr als 1000 deutschen Kommunen und in 24 Staaten Europas verlegt. Sein Projekt dürfte damit das größte dezentrale Mahnmal der Welt sein. (Quellen: Hamburger Abendblatt 23.11.2019; M. Wichmann: Jüdisches Leben in Rotenburg,  PD-Verlag 2010)

(Fotos: © A. Quehl 2019)

Film „Menschliches Versagen“ (Michael Verhoeven)

Sonnabend, 09. November 2019 – 18 Uhr: Im Ratssaal Rotenburg –  in Kooperation mit der Stadt Rotenburg. (Eintritt frei) – Die Mitregisseurin Luise Lindermair wird anwesend sein.

In seinem Film „Menschliches Versagen“ geht der renommierte Autor und Regisseur Michael Verhoeven daran, anhand der konkreten Geschichten von Betroffenen den Vorgang der Ausgrenzung, Entrechtung, Enteignung und schließlich Deportation der jüdischen Mitbürger aufzuzeigen.
Das Ende des Holocaust, die brutale Auslöschung von Millionen von Menschenleben, ist – zumindest in seinen wichtigsten Fakten – bekannt. Viel weniger dokumentiert und bis heute viel weniger vorstellbar sind die Anfänge des Verbrechens mitten in einer „normalen“ Gesellschaft.

Wie kann es sein, dass ein so eklatantes Unrecht durch immer neue Gesetze rechtsförmig gemacht wurde? Warum haben sich die damit befassten Behörden so intensiv, oft übereifrig am Holocaust beteiligt? Warum haben die meisten nicht-jüdischen Deutschen so wenig dagegen unternommen? Wie war es möglich, sie alle zu Komplizen zu machen? Warum hat es quer durch ein riesiges Reichsgebiet so wenig Mut zum Aufbegehren und so wenig Kraft zum Widerstand gegeben?

Der zentrale Themenbereich des Filmes ist die sogenannte „Arisierung“ von jüdischem Eigentum und Vermögen, die vollständige Ausraubung der jüdischen Bevölkerung – die nach dem Krieg durch Rückerstattung oder Schadensersatz nur zu einem geringen Prozentsatz wieder „gut“ gemacht worden ist.

Michael Verhoevens Film wirft die beunruhigende und bis heute beschämende Frage auf, in welchem Ausmaß die zivile Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und in den besetzten Ländern geworden ist. Schwerpunkte dieser Spurensuche sind Köln und München.
(Quelle: Bayerischer Rundfunk) – Filmplakat: © Michael Verhoeven / Bayerischer Rundfunk