Zur Geschichte des Fördervereins
Die Cohnsche-Scheune befand sich ursprünglich auf dem rückwärtigen Grundstück der Großen Straße 32, dem Grundstück der jüdischen Familie Cohn. Im April 2005 begann eine Gruppe Bürger um die Architektin Brigitte Haase, Hans-Joachim Turner und Dr. Wolfgang Dörfler von der Interessengemeinschaft Bauernhaus die baufällige und vom Abriss bedrohte Scheune abzutragen. Das Gebäude sollte als eine der letzten, typisch städtischen Scheunen Rotenburgs wegen seiner kultur- und stadthistorischen Bedeutung erhalten und an anderer, geeigneter Stelle wieder aufgebaut werden. Das historische Baumaterial wurde eingelagert. Die Gruppe gab sich den Namen Interessengemeinschaft Cohn-Scheune. Aus der Interessengemeinschaft heraus gründete sich am 31. Januar 2006 der Förderverein Cohn-Scheune e.V. mit dem Vorstand Bodo Lemme (Vorsitz), Hans-Joachim Turner (Stellvertreter), Manfred Göx (Kassenwart), Gina Lemme-Haase (Schriftführerin) sowie den Beiräten Brigitte Haase, Stadtbaurat a. D. Heinz Bensch, Stadträtin Hedda Braunsburger, Dr. Matthias Bantz, Superintendent Hans-Peter Daub, Friedhelm Horn und Henrik Pröhl. Das Ziel war, einen geeigneten Platz für den Wiederaufbau, eine Finanzierung und neue Nutzung zu finden. In der Satzung hieß es dazu:
Zweck des Vereins ist die Förderung der so genannten ‚Cohn-Scheune‘
a) als eine der letzten städtischen Scheunen dieser Art und damit als stadthistorisch bedeutendes Gebäude Rotenburgs,
b) mit der Einrichtung eines Treffpunktes der Religionen und Kulturen der Stadt und
c) mit einem Dokumentationsraum zur jüdischen Geschichte, insbesondere in Rotenburg, wobei der Wiederaufbau auf eigenem Grundstück bzw. auf einem Grundstück erfolgen soll, das dem Verein auf Basis des Erbbaurechts zur Verfügung steht.
Die Stadt Rotenburg, vor allem der damalige Bürgermeister Detlev Eichinger, unterstützte das Projekt und stellte das stadteigene, freie Grundstück an der Ecke Turmstraße/Am Kirchhof als neuen Standort auf Erbpachtbasis zur Verfügung. Dem Vereinsvorstand gelang diese Einigung mit der Stadt, trotz des hartnäckigen Widerstandes einiger Ratsherren und einer Bürgergruppe, welche dem Gedenken an die jüdische Famile Cohn und ihrem Schicksal in der NS-Zeit keinen Platz einräumen wollten. Die Finanzierung des Projektes sollte vollständig durch Spenden erfolgen.
Bei ihrem Besuch in Rotenburg am 11. November 2008 wurde Hildegard Jacobsohn, geb. Cohn, die als 15-Jährige ihren Geburtsort verlassen hatte, zum Ehrenmitglied des Fördervereins ernannt.
Im Frühjahr 2008 übernahm Pastor Michael Schwekendiek den Vereinsvorsitz. Hedda Braunsburger wurde 2. Vorsitzende, Manfred Göx Kassenwart und Christel Gerken Schriftführerin. Als Beirat standen dem Vorstand Prof. Dr. Michael Amthor, Dr. Matthias Bantz, Heinz Bensch, Dr. Wolfgang Dörfler, Brigitte Haase, Friedhelm Horn, Gina Lemme-Haase und Bodo Lemme zur Seite. Die vom neuen Vorsitzenden sehr erfolgreich geführten Gespräche mit Stiftungen und überregionalen Organisationen über den Wiederaufbau der Cohn-Scheune führten bald zu einem neuen, satzungsgemäßen Nutzungskonzept:
Die Cohn-Scheune soll nun ein lokales Museum zur jüdischen Geschichte der Region enthalten, in dem eine Dauerausstellung jüdisches Leben im Altkreis Rotenburg und die Familien und Unternehmensgeschichte der Cohns vermittelt. Ergänzend soll in die Religion und Tradition des Judentums eingeführt werden.
Der Verein erreichte mit diesem Konzept noch mehr Spender und die mehrheitliche Unterstützung der Rotenburger Bürgerschaft. Vor allem auch größere Organisationen und überregionale Stiftungen spendeten relevante Beträge. So konnte Anfang 2009 der Wiederaufbau der Cohn-Scheune beginnen und am 19. September 2010 das Museum mit seiner Dauerausstellung eingeweiht werden. Das moderne Ausstellungskonzept entwickelte und realisierte der damals am Jüdischen Museum Berlin tätige und aus Rotenburg stammende Historiker Dr. Manfred Wichmann gemeinsam mit der Fachfirma cbc-design.
Seither finden in der Cohn-Scheune regelmäßig Sonderausstellungen, Vorträge, Lesungen und Filmvorführungen statt (siehe AKTUELLES). Das Haus hat sich damit nicht nur als Museum, sondern auch als Kulturwerkstatt etabliert, unterstützt auch durch die neuen Beiratsmitglieder Claudia Koppert und Almuth Quehl. Die beiden wöchentlichen Museumsöffnungen und die immer zahlreicher werdenden Schülergruppen werden ehrenamtlich durch Vereinsmitglieder betreut. Die Finanzierung der laufenden Kosten erfolgt ausschließlich über Eintrittsgelder, Mitgliedsbeiträge und Spenden.
Seit Herbst 2015 wird die Ausstellung der „Judaika“ im Obergeschoss der Cohn-Scheune durch ein neues Medium erschlossen. In kurzen Filmen werden die gezeigten Objekte erläutert; sie sind auf Tablet-Computer abrufbar. Im März 2016 verließen Prof. Dr. Michael Amthor und Heinz Bensch aus Altersgründen den Beirat. Der Vorstandsvorsitzende Michael Schwekendiek stellte sich nicht mehr der Wiederwahl und Frau Prof. Dr. Inge Hansen-Schaberg übernahm den Vorsitz.