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Vortrag: Jüdische Textilgeschichten aus Wien

Ein Vortrag von Dr. Ursula Seeber, Wien

Straßennamen wie Seidengasse oder Bandgasse, volkstümliche Stadtteilbezeichnungen wie „Brillantengrund“ oder „Fetzenviertel“ verweisen bis heute darauf, dass das Textilgewerbe ein unangefochtener Teil der historischen, wirtschaftlichen und kulturellen Identität von Wien ist. Textilproduktion und -handel entwickelten sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, als Juden der ungehinderte Aufenthalt, Religionsausübung und Gewerbefreiheit gestattet worden war, zu einer jüdischen Domäne – lukrativ für Unternehmer wie für kleine Betriebe und Gewerbetreibende.

Modenhaus Julius Krupnik, Postkarte 1920er Jahre, © Privatsammlung

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1938 wurden viele jüdische Existenzen durch „Arisierung“ und Raub zerstört, die Menschen verfolgt, ins Exil vertrieben oder in den Lagern ermordet. Die Vielfalt an Textilfabrikationen, Modehäusern, Fachgeschäften für Stoffe, Strick- und Miederwaren, Schneidern, Modistinnen, Posamentierern, die Wien vor 1938 aufweisen konnte, ist heute im Stadtbild kaum mehr lesbar. Der Vortrag geht den Erinnerungsspuren von Textil und Judentum in Wien nach, wie sie sich in der Topografie Wiens, in Archivalien, Häusergeschichte, Fotografie, in Presse, Kunst und Literatur manifestieren.

 

Ursula Seeber, geb. 1956 in Innsbruck. Studium der Germanistik, Klassischen Philologie und Vergleichenden Literaturwissenschaft an den Universitäten Innsbruck und Wien. Ab 1984 Mitarbeiterin der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, von 1993 bis 2016 Leiterin der Österreichischen Exilbibliothek im Literaturhaus in Wien.

Dr. Ursula Seeber, Foto: Lukas Dostal

Publikationen und Ausstellungen zur österreichischen Literatur und zum Exil (Ausw.): Die Zeit gibt die Bilder (Mhg. 1992); Wie weit ist Wien? (Mhg. 1995); Kleine Verbündete. (Mhg. 1997); Ein Niemandsland, aber welch ein Rundblick! Exilautoren über Nachkriegs-Wien (Hg. 1998); Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause (Mhg. 2004); Westend Stories. Erinnerungen und Texte aus Wien VII. (Mhg. 2009); Kometen des Geldes. Exil und Ökonomie (Mhg. 2015); Küche der Erinnerung. Essen und Exil (Mhg. 2018); Fährten lesen: Mensch und Tier in Reflexionen des Exils (Mhg. 2021).

 

Termin: 23. Mai 2023, 19 Uhr

Ort: Cohn-Scheune

Eintritt: 5,- Euro / 3,- Euro für Mitglieder, Schülerinnen und Schüler frei

 

Die Veranstaltung wird dankenswerterweise vom Förderverein des Lions Clubs Rotenburg (Wümme) LEA e.V. unterstützt.