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Die Vertreibung aus dem Paradies

Di 11.06.2019 – 19 Uhr: „Jüdische Badegäste unerwünscht“ – Dr. Kristine von  Soden liest aus ihrem Buch „ob die Möwen manchmal an mich denken? – Die Vertreibung jüdischer Badegäste an der Ostsee“

Vom Samland über Usedom, Rügen, Hiddensee und den Darß bis zu mecklenburgischen Ostseeküste: Mit dem Aufstieg der Seebäder im Wilhelminischen Kaiserreich kam zugleich der „Bäder-Antisemitismus“ auf den Plan. „Judenrein!“ lautete an der deutschen Ostseeküste die Parole, lange bevor der NS-Staat Wirklichkeit geworden war. Aus einer reichen Fülle weithin in Vergessenheit geratener historischer Quellen, Tagebucheinträgen, Briefen und Reisenotizen etwa von Else Lasker-Schüler, Joseph Roth, Victor Klemperer und Mascha Kaléko zeichnet Kristine von Soden ein vielschichtiges Bild jener Zeit bis 1937, als nahezu alle Orte und Strände für jüdische Badegäste verboten waren. Ihre Vertreibung war von Anbeginn auch eine Vertreibung aus dem Paradies. Das illustrieren nicht zuletzt poetische Küstenbeschreibungen. Die meisten Erinnerungsspuren sind indes verweht, viele wurden bewusst zerstört, so die Autorin und fragt:  „Was weiß das Meer?“

Dr. phil. Kristine von Soden lebt als gebürtige Hamburgerin in ihrer mecklenburgischen Wahlheimat Schwerin. Als Featureautorin des NDR und DLF sowie als Dozentin an der Hamburger Universität beschäftigte sie sich viele Jahre mit den Biographien jüdischer Wissenschafterinnen, Schriftstellerinnen und Künstlerinnen der Weimarer Republik. Seit ihrer Kindheit mit dem Meer verbunden, schrieb sie mehrere feuilletonistische Bücher über die Nord- und Ostsee. Von Mai bis Oktober ist Kristine von Soden in Ahrenshoop mit literarischen Rundgängen unterwegs und betreibt dort ihre Schreibwerkstatt. Zuletzt veröffentlichte sie im Aviva Verlag Berlin 2018 „Ob die Möwen manchmal an mich denken?“.  Daraus wird sie in der Cohn-Scheune Rotenburg lesen.

Eintritt: 3 EURO; www.cohn-scheune.de

In der Rotenburger Kreiszeitung erschien am 13.6.2019 der folgende Bericht.