Sonderausstellung „Kinder flüchten vor Hitlers Weltkrieg. Eine Bilderfolge von Carl Meffert / Clément Moreau“ – Eröffnung Sonntag, 3. November 2024, 15 Uhr
Eröffnung am Sonntag, 3. November 2024, 15 Uhr, in der Cohn-Scheune
Zuerst die Verfolgung unzähliger Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer politischen Überzeugung, ihrer jüdischen Abstammung, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer Ethnie oder sexuellen Orientierung und dann der von Deutschland begonnene Zweite Weltkrieg lösten große Flüchtlingsströme aus.
Auf der Flucht waren auch ca. 30000 Kinder, die ohne ihre Familie zum Bespiel durch Kindertransporte nach Großbritannien und die Jugend-Aliyah nach Palästina oder andere Unterstützungsaktionen gerettet wurden. Carl Meffert / Clément Moreau erzählt davon in seiner 1940 entstandenen Bilderfolge: Tim flüchtet allein aus dem von deutschen Truppen überfallenen und besetzten Holland zunächst mit einem Kindertransport nach England zu seinen Verwandten. Nach den Luftangriffen auf London geht die Flucht vor dem Krieg weiter. Zusammen mit seinem Cousin Tom und seiner Cousine Mary und vielen anderen Kindern fährt er dem Schiff ins Exil nach Buenos Aires.
Die in den Bildern erzählte Geschichte ist historisch zwar nicht richtig – mit dem Kriegsbeginn konnten keine Kindertransporte mehr durchgeführt werden und nach Argentinien gab es keine derartigen großen Rettungsaktionen –, aber durch diesen Kunstgriff schuf Clément Moreau eine Situation, mit der sich Kinder identifizieren können. Die Flucht vor dem Kriegsgeschehen wird als Abenteuer und Reise geschildert. Trotz der Gefahr können sie sich und sogar die Katze retten, indem sie handeln, mutig sind, sich behaupten und Solidarität zeigen.
Der Künstler Carl Meffert / Clément Moreau (1903-1988), der sich 1933 durch die Flucht in die Schweiz retten konnte, lebte ab 1935 in Argentinien. Er hat in den beiden ersten Jahren in Buenos Aires in der deutschsprachigen Pestalozzi-Schule, die für exilierte Kinder gegründet wurde, als Zeichenlehrer gearbeitet. Die Bilderfolge „Tim, Tom y Mary“ wurde von ihm 1940 aus der Perspektive der im Exilland ankommenden Kinder kreiert, aber leider nicht als Bilderbuch veröffentlicht. Mit der Intention, eine Brücke zu den argentinischen Kindern zu bauen, wird zum einen die Fluchtgeschichte auf Spanisch als großes Abenteuer erzählt. Zum anderen möchte er die Kinder ermutigen, über ihre eigenen Erlebnisse zu sprechen, und damit Hilfen für ihr Weiterleben anbieten.
Die Reproduktionen der Kunstwerke wurden der Cohn-Scheune von der Stiftung Clément Moreau, Zürich, aus dem Schweizerischen Sozialarchiv Zürich zur Verfügung gestellt.