Gedenkkonzert mit dem Göttinger Barockorchester am 8. November

Göttinger Barockorchester

Foto: Anton Säckl

Göttinger Barockorchester zu Gast in der Stadtkirche am 8. November 2023, 19.30 Uhr

In Kooperation mit Freunde und Förderer des Göttinger Barockorchesters e.V. und der Rotenburger Stadtkirchengemeinde organisiert der Förderverein Cohn-Scheune am 8. November 2023 ein Gedenkkonzert des Göttinger Barockorchester mit Ansprachen zur Erinnerung an die historischen Ereignisse 1918, 1923, 1938, 1989.

Zum Inhalt des Konzertes am 8. November 2023: Das Göttinger Barockorchester spielt die bislang eher in Vergessenheit geratene Kantate „Auf redliche Bürger ermuntert die Herzen“ von Johann F. Schweinitz (1708-80), des begabten Bachschülers und späteren „Director Musices“ in Göttingen, unter Leitung des niedersächsischen Dirigenten Antonius Adamske. In der thematischen Ausrichtung auf den 9. November stehen vor allem die Kantaten zur Ratswahl von Schweinitz und dessen Lehrmeister Johann Sebastian Bach (1685-1750) als frühe Zeugnisse von demokratischen Tendenzen einerseits und Vereinnahmung von Kunst zur Machtdemonstration andererseits auf dem Programm. Des Weiteren werden Ausschnitte aus der hebräischen Musik von Giovanni Christiano Lidarti (1730-1793) gespielt, der bedeutende Musik für jüdische Gemeinden und auch das umfänglichste jüdische Oratorium (Esther) seiner Zeit geschrieben hat.

Zum Inhalt der Redebeiträge: Anknüpfend an die Ratswahlkantaten wird über Politik, Herrschaft, Obrigkeit, Machtinszenierung und Demokratie gesprochen und an die ambivalenten historischen Ereignisse am 9. November erinnert: feierlich die Ausrufung der Republik 1918 und der Mauerfall 1989, bedrohlich die Ermordung, Verhaftung und Deportation jüdischer Menschen vor 85 Jahren, die Zerstörung von Synagogen, Betstuben, jüdischen Friedhöfen, Geschäften und Wohnungen. Bezogen auf die Mitglieder der Familie Cohn, die sich zu der Zeit in Rotenburg, in Warendorf und in Berlin aufgehalten haben, und auf die Vorkommnisse in der Region werden die bislang durch Recherchen gewonnenen Erkenntnisse über die Gewalttaten in der Pogromnacht und danach vorgetragen. Erwähnung findet auch das gescheiterte Attentat auf Hitler, das am 8. November 1939 von Georg Elser verübt wurde. Ein weiteres Ereignis, welches oft nicht mehr im gesellschaftlichen Bewusstsein vorherrscht, jährt sich an diesem 9. November zum hundertsten Male. Der Hitlerputsch (9.11.1923), der ohne die Schreckensherrschaft zwischen 1933-45 eher in Vergessenheit geraten wäre, soll der Veranstaltung nicht nur als Anlass, sondern vor allem auch als Mahnmal und seismographischer Richtwert für die Analyse heutiger antisemitischer, -demokratischer und gesellschaftszersetzender Tendenzen dienen.

Gefördert wird die Veranstaltung von den Stadtwerken Rotenburg (Wümme), von der Stiftung der Sparkasse Rotenburg-Bremervörde, vom Rotary Club Rotenburg Wümmeland, von der NDR Musikförderung in Niedersachen, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und dem Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen.

Der Vorverkauf in Rotenburg findet durch die Buchhandlung Müller, Goethestraße 24, und zu den Öffnungszeiten der Cohn-Scheune, Am Kirchhof 1, Mittwoch und Sonntag jeweils 14.30 bis 17 Uhr statt. Karten sind zudem an der Abendkasse erhältlich.

Eintritt: 15,- Euro, an der Abendkasse ermäßigt für Schüler/innen und Auszubildende: 5,- Euro

Veranstaltungsort: Stadtkirche, Am Kirchhof 2 in Rotenburg

 

Programmabfolge

Begrüßung: Dr. Michael Blömer, Superintendent im Kirchenkreis Rotenburg

Einführung: Janno Scheller, Bariton im Göttinger Barockorchester

Göttinger Barockorchester: J. F. Schweinitz (1708-1780): „Auf redliche Bürger ermuntert die Herzen“ (Rathswahlkantate)

Kurzvortrag zum 9. November 1918 und 1923: Friedhelm Horn, Vorstandsmitglied im Förderverein Cohn-Scheune e.V.

Göttinger Barockorchester: 2 Arien aus dem Oratorium Ester von C. G. Lidarti (1730-95)

Kurzvortrag zum 9. November 1938: Friedhelm Horn, Vorstandsmitglied im Förderverein Cohn-Scheune e.V., und Dr. Inge Hansen-Schaberg, Vorsitzende des Fördervereins Cohn-Scheune e.V.

Kurzvortrag zum 8. November 1939 und 9. November 1989: Friedhelm Horn, Vorstandsmitglied im Förderverein Cohn-Scheune e.V.

Göttinger Barockorchester: J. S. Bach (1685-1750): „Wir danken dir Gott, wir danken dir“, BWV 29 (Rathswahlkantate)

 

Kriegskinder – verlängert bis zum 12. November

Eine Spurensuche zu der Kindheit der Eltern in Kriegs- und Nachkriegszeiten

Die Münchner Illustratorin und Autorin Heike von Schlebrügge begibt sich mit einer ungewöhnlichen Bildsprache auf die Suche nach den prägenden Erinnerungen und Erfahrungen ihrer Eltern als typische Kriegs- und Nachkriegskinder.

Foto: Drew James Benson

Aus Zeichnungen und alten Puppenstuben inszeniert sie eindrückliche Dioramen von Flucht, Nächten im Luftschutzkeller, dem Lager Friedland, der Rückkehr des Vaters aus der russischen Gefangenschaft und vielen anderen für diese Zeit geradezu exemplarischen Erlebnissen.

Die Stofflichkeit der historischen Puppenhäuser und Materialien, der Textilien, des Puppengeschirrs, stehen in starkem Kontrast zu den Zeichnungen der Eltern als Kinder und deren Familien und lassen den Betrachter emotional eintauchen. Fotografiert sind die Szenerien Teil eines Kinderbuchprojekts.

 

 

Die am 13. August um eröffnete Ausstellung wird bis zum 12. November 2023 verlängert. Die Vernissage findet um 11:00 Uhr in der Cohn-Scheune statt.

Hier ein paar Eindrücke:

© Heike von Schlebrügge

© Heike von Schlebrügge

© Heike von Schlebrügge

 

Rotenburger Preis für Erinnerung und Zukunft an Hansen-Schaberg und Geicke verliehen

Mit einem großen Festakt wurde am 25. April 2023 erstmals der Rotenburger Preis für Erinnerung und Zukunft an Inge Hansen-Schaberg und Beate Geike vergeben. Der „Rotenburger Preis für Erinnerung und Zukunft“ ist eine Initiative des Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhauses, der Rotenburger Werke der inneren Mission und des AGAPLESION Diakonieklinikums Rotenburg und hat das Ziel, die Erinnerungskultur wachhalten und die Demokratie zu fördern. Er soll künftig alle zwei Jahre verliehen werden, das nächste Mal also im Jahr 2025.

Inge Hansen-Schaberg wurde für eigene Verdienste der Erinnerungsarbeit, aber auch stellvertretend für den Förderverein Cohn-Scheune und seiner Arbeit zur Geschichte des Judentums im Bereich Rotenburg ausgezeichnet. Ihr Preisgeld in Höhe von 6.000,00 € will sie für Projekte der Erinnerungsarbeit nutzen. Ähnlich wie Beate Geicke. Sie hat ein Preisgeld von 4.000,00 € für ihren Einsatz zur Erinnerung an Wilm Hosenfeld erhalten, einem Wehrmachtsoffizier, der Menschen, u. a. einige Juden, das Leben gerettet hat.

Hier geht es zur Berichterstattung durch die Rotenburger Kreiszeitung vom 26.04.2023 zur Preisverleihung

Hier geht es zur Berichterstattung durch die Rotenburger Kreiszeitung vom 12.04.2023 zum „Rotenburger Preis für Erinnerung und Zukunft“

 

 

Laudatio durch Bürgermeister Torsten Oestmann

Dank durch Prof. Inge Hansen-Schaberg